Das Gagelbier vom Schurenhof

Das Gagelbier oder Gruitbier – früher und heute

Naturschützer bei der Gagelernte im De Meinweg

Das Gagelbier oder Gruitbier – früher und heute

Bier lässt sich aus verschiedenen Zutaten brauen, je nach Region wird dazu traditionell z.B. Hafer, Hirse, Mais oder auch Reis verwendet. Auch in Deutschland wurde Bier in der Vergangenheit mit verschiedenen Zutaten gebraut. Man muss sich auch vor Augen halten, dass Bier durchaus ein Volksnahrungsmittel war, das man sogar Kindern zu trinken gab – zum einen, weil der Alkoholgehalt relativ niedrig war, und zum anderen, weil Bier durch den Herstellungsprozess weitgehend keimfrei war, was für das zur Verfügung stehende Wasser nur manchmal galt (siehe Bier bei Wikipedia, Abschnitt Geschichte). Gerade deswegen fand man es wohl bereits im Mittelalter wichtig, dass die Art der Zutaten durch Stadträte, Zünfte oder auch die Landesherren geregelt wurde.

Ein eigener Berufsstand, die Gruter, sammelten Grut – das war eine Gewürzmischung aus verschiedenen regionalen Kräuter – in der Landschaft. Das Grut gab dem Bier ein fruchtig-würziges Aroma und bestand z.B. aus Gagel, Porst, Schafgarbe, Heidekraut, Beifuß, Rosmarin, Thymian, Salbei, Lorbeer, Mädesüß, Anis, Kümmel, Wacholder, Koriander, Fichtensprossen, Wermut und Hopfen (Quelle: Grut bei Wikipedia).

Nach dem 13. Jahrhundert ging die Verwendung von Grut zurück und der Hopfen gewann zunehmend Bedeutung für die Herstellung von Bier. Im Gegensatz zu Grut hat Hopfen eine konservierende Wirkung, eine Eigenschaft, die vorteilhaft für den Handel war. Im 16. Jahrhundert geriet das Grutbier schließlich in Deutschland in Vergessenheit. Seit dem deutschen Reinheitsgebot von 1918 darf Bier nur noch Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten. Dennoch gibt es heute wieder einzelne Spezialbrauereien, die versuchen, nach alten Rezepten Grutbiere herzustellen. 2013 haben sich auf internationaler Ebene einige Brauereien zusammengeschlossen und den Tag des Gruitbieres ausgerufen.

Die Bedeutung des Gagelstrauchs in der Vergangenheit lässt sich erahnen, wenn die vielen volkstümlichen Namen des Strauchs sieht: Bäckerbusch, Birtgenbertz, Borse, Flohkrut, Gerber-Myrthe, Grut, Mirtelbaum, Mirtelbon, Mirtelepoumahi, Mitrus, Myrtenheide, Noppenkraut, Portz, Rausch, Talgbusch, Torf-Öl-Myrte oder Waschbaum. In Norddeutschland wurde der Gagelstrauch auch oft mit Sumpfporst gleichgesetzt.

Weiterführende Links:

Fotostories zum Thema "Das Gagelbier oder Gruitbier – früher und heute"

Kontakt/Impressum