Der Kürbis macht Karriere: von der Sättigungsbeilage zum Trend-Gemüse
Es ist noch nicht lange her, da war der Riesenkürbis die einzige weithin bekannte Sorte in Deutschland. Nun mag ein prächtiger Kürbis zwar der Stolz eines ambitionierten Gärtners sein, bei der Verwertung kann das riesige Ding schon mal Seufzer auslösen. Wohin mit der Riesenfrucht? Wo kann man sie noch hineinmischen, ohne dass es besonders auffällt? Der milde, nicht aufdringliche Geschmack und das weiche, saftige Fruchtfleisch passen sich gut an andere Geschmacksrichtungen an, fordern aber nicht unbedingt die Kreativität heraus. Das raffinierteste Gericht aus der traditionellen deutschen Küche ist vermutlich „Kürbis süß-sauer“ - und nicht jedermanns Sache. Ein preiswertes Gemüse, das es saisonal im Überfluss gibt, hat es nicht leicht, kulinarische Beachtung zu finden und doch hat der Kürbis in den letzten Jahrzehnten eine erstaunliche Karriere gemacht.
Ihm kam dabei ein Trend zugute. Seit den 1990er Jahren verbreitet sich Halloween zunehmend in Europa und damit auch die Tradition, aus Kürbissen schauerliche Fratzen zu schnitzen und von innen mit einer Kerze zu beleuchten. Alte keltische und christliche Wurzeln der Tradition wurden herangezogen, um den überraschenden Erfolg des eher düsteren Festes zu erklären. Schauerliche Verkleidungen und Masken sind an diesem Tag erwünscht und bringen das Vergnügen mit sich, in eine Rolle zu schlüpfen, die normalerweise tabu wäre. Schließlich gilt es, die bösen Geister des nahenden Winters und der wachsenden Dunkelheit zu erschrecken und in die Flucht zu schlagen.
Viele der traditionellen Feste, wie beispielsweise Nikolaus, Fasnacht oder Weihnachten mit den darauffolgenden Rauhnächten hatten, beziehungsweise haben, solche abschreckenden Aspekte. Seit einigen Jahrzehnten gibt es die Tendenz, die Feste von ihren dunklen Seiten zu befreien. Vielleicht erklärt auch deren Fehlen den für viele überraschenden Erfolg von Halloween. Als Begleiterscheinung bescherte Halloween dem Kürbis etwa ab 2000 einen ordentlichen Popularitätsschub.
