Die aufanischen Matronen der Görresburg

Drei Weihesteine mit jeweils drei Frauen

Die Görresburg - das Matronenheiligtum bei Nettersheim

Drei Weihesteine mit jeweils drei Frauen

Der Tempelbezirk liegt auf einer Anhöhe und trägt den – nicht sehr römisch klingenden Namen – Görresburg. Datierbare Funde deuten darauf hin, dass das Heiligtum im 2. Und 3. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung erbaut und bis zum 4. Jahrhundert genutzt wurde.

Die Weihesteine wurden zwar in römischer Zeit aufgestellt, doch die Verehrung der Matronen hat auch keltische und germanische Wurzeln. Eine Inschrift besagt, dass es sich auf der Görresburg um den Kult der Matronae Aufaniae handelt. Die linke und die rechte Frau tragen große, runde Hauben, die in der Mitte trägt die Haare offen. Man interpretiert diese drei Frauen meistens als Jungfrau (Mitte), Mutter und Alte. Der Matronenkult war im Rheinland zur römischen Zeit weit verbreitet, aber auch in Südfrankreich und in Süditalien gibt es Zeugnisse davon.

Inschriften auf den drei Altarsteinen in Nettersheim geben Auskunft über die Absichten der Stifter:

Links: »Den Aufanischen Matronen hat Marcus Pettronius Patroclus, Straßenpolizist im Stabe des Statthalters und zum zweiten Male auf Posten, sein Gelübde gerne und nach ihrem Verdienst eingelöst.«

Mitte: »Den Aufanischen Matronen hat Gaius Lucretius Fatius, Straßenpolizist im Stabe des Statthalters, gerne und nach ihrem Verdienst sein Gelübde eingelöst.«

Rechts: »Den Aufanischen Göttinnen für das Heil des unbesiegten Kaisers Antonius hat Marcus Aurelius Agripinus, Straßenpolizist im Stabe des Statthalters, sein Gelübde gerne und nach Ihrem Verdienst eingelöst.«

Zitiert nach www.nordeifel.de

Die Straßenpolizisten waren Benefiziarier, die wohl der legio I Minervia angehörten und ihr Hauptlager in Bonn hatte. Aufgrund der Nennung des Kaisers Antonius lässt sich der rechte Altar auf die Zeit zwischen 211 und 222 datieren.

Die Tempelanlage wurde 1909 freigelegt, 1976/77 führte man erneut eine Untersuchung durch und rekonstruierte die Grundmauern der Anlage. Auch 2010, bei meinem Besuch der Anlage wurden neue Grabungen durchgeführt. Auf dem Gelände sieht man die Grundmauern von drei Gebäuden, die zusammen von einer Mauer umgeben sind. Alle Eingänge zu den Gebäuden, auch die der Umgebungsmauer zeigen nach Osten. Vor dem größten Gebäude (6x6 m) hat man die Abgüsse von 3 hier gefundenen Weihesteinen aufgestellt. Die Originale befinden sich im Rheinischen Landesmuseum in Bonn.

Auf dem Gelände wurden über 40 Weihesteine, bzw. Bruchstücke davon gefunden. Solche Weihesteine wurden aufgestellt, wenn sich jemand für einen erfüllten Wunsch bedanken wollte.

Eine umfassende Darstellung des Matronenkults finden Sie auf der Webseite von Sophie Lange

Der Matronenkult heute

Der Matronenkult bekam für den Feminismus eine besondere Bedeutung im Zusammenhang mit Forschungen zu matriarchalen Kulten in unserer Region. Siehe hierzu Seite 28 der PDF-Ausgabe des Magazins 2/2004 "Wir Frauen"

Marianne Pitzen, Künstlerin und Gründerin des Frauenmuseums in Bonn trägt in Anlehnung an die Matronenfiguren seit Jahrzehnten eine haubenähnliche Frisur. Auch ihre figurativen Arbeiten stellen einen Bezug zum lokalen Matronenkult her.

Viele Besucher und vielleicht vor allem Besucherinnen der Görresburg hinterlassen kleine Gaben bei den Matronensteinen: eine Frucht, eine Wiesenblume, ein Band,… Es sind keine großen Opferrituale, die hier stattfinden – sondern scheinbar beiläufige Gesten der Dankbarkeit und Verbundenheit.

Text und Fotos: Loni Liebermann

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