Schafe in der Kunst

Heidi Theissen

Die Künstlerin Heidi Theissen mit Gemälden von Schafen.

Heidi Theissen

Die Aachener Künstlerin Heidi Theissen sagt von sich „ich liebe und verehre Tiere“. Die Schafe, die sie malt, bergen ein Versprechen: sie scheinen mehr zu sein, als ein Wolle tragendes Wesen, das Gras frisst. Auf verschiedenen Ebenen setzt die Künstlerin Elemente ein, die das Bild mit Bedeutung aufladen. So malt sie vorzugsweise Tiere, die in unserer Kulturgeschichte und in der christlichen Mythologie eine besondere Rolle spielen.
Der Malstil ist klassisch und sehr sorgfältig, zuweilen wählt die Künstlerin Gold als Hintergrund. Die Bildträger sind nicht Leinwand oder Papier, Heidi Theissen benutzt Objekte als Malunterlage, die vorher auf gänzlich andere Weise verwendet wurden und die sie z.B. auf Flohmärkten ersteht. Eines der Schafbilder ist auf einem Brett gemalt, das aus dem Inventar eines Metzgerbetriebs stammt.

Sie bevorzugt als Motiv alte, fast ausgestorbene Schafrassen wie die Ostpreußische Skudde oder das Kärntner Brillenschaf - beides Schafrassen, die in der kommerziellen Schafhaltung heute keine Rolle mehr spielen.
Das Kärntner Brillenschaf bekommt für uns Menschen durch die schwarze Zeichnung um die Augen und an den herabhängenden Ohren einen Ausdruck von „Traurigkeit“ – eine Wirkung, die die Malerin bewusst einsetzt. Das Bild blickt den Betrachter als ein Gegenüber mit den Augen des Tieres an. Dieser Aspekt ist der Künstlerin sehr wichtig. Wir empfinden diesen Blick auf eine seltsame Weise als vertraut und wir scheinen uns in ihm zu spiegeln.

Das dargestellte Tier ist eher ein archetypisches Symbol, das in seiner Mehrdeutigkeit viel Raum für Intuition und gedankliche Konstruktionen lässt. Früher gehörten Tiere auf eine selbstverständliche Weise zum Umfeld des Menschen: als Reit-, Arbeits- und Zugtiere waren z.B. Pferde selbst in den Städten gegenwärtig. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie durch Motoren ersetzt. Nach dem 2. Weltkrieg, Mitte des 20. Jahrhunderts, schritt die Industrialisierung der Landwirtschaft schnell voran. Die Massenhaltung der Hühner, Schweine und Rinder in Ställen ließ die Tiere zunehmend auch aus der Landschaft optisch verschwinden. Wir alle kennen Massentierhaltung und Schlachthöfe – meistens allerdings nur aus den Medien. Während früher die Haustierhaltung eng verbunden war mit dem Schlachten und Verzehren von Tieren, ist unsere persönliche Erfahrung mit Haustieren heute eher geprägt von Erlebnissen mit Tieren, die in Europa traditionell nicht verzehrt wurden: Hunden, Katzen und anderen Kleintieren wie z.B. Meerschweinchen. Kinder besuchen mit ihren Eltern oder Klassen „Kinderbauernhöfe“, in denen sie Nutztiere erleben können, die meist nach Kriterien der ökologischen Landwirtschaft gehalten werden. Ähnlich wie Hunde und Katzen können die Nutztiere in diesem Umfeld als beseeltes Gegenüber erlebt werden. Wir blicken die Tiere an und sie blicken uns an. Wir erleben in diesem Blick eine Verwandtschaft und empfinden das Tier zugleich als „Anders-Wesen“. Dieses fremdartige Spiegelbild fasziniert uns und kann uns den Zugang zu tieferen Bewusstseinsschichten öffnen. Die Künstlerin unterstützt diesen Prozess, indem sie, wie zu Anfang beschrieben, mit verschiedenen Bedeutungs-Fragmenten Impulse gibt. So erfährt das Tier in ihren Bildern eine Erhöhung und es ist nur konsequent, dass Heidi Theissen z.Zt. an Bildern arbeitet, die stilistisch an Altarbilder erinnern.

Heidi Theissen ist erreichbar über Telefon 0241-6052192. Ein Video mit der Künstlerin finden Sie hier

Fotostories zum Thema "Heidi Theissen"

Kontakt/Impressum