Der Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Kupfermeisterfriedhof und Finkenbergkirche, Stolberg (Rhld)

Kupferstadt lautet der offizielle, amtliche Titel von Stolberg und so wird klar, wie wichtig dieses Metall seit Jahrhunderten für die Stadt war. Früher wurde zwischen rotem Kupfer und Gelbkupfer unterschieden. Letzteres wird heute als Messing bezeichnet und ist eine Mischung aus Kupfer und Zink. Der Ursprung der Messingindustrie und Eisenverhüttung in der Region lässt sich bis auf die Zeit der Kelten und Römer zurückverfolgen.

Kupfermeisterfriedhof und Finkenbergkirche, Stolberg

Alte Grabplatten und Finkenbergkirche

Ursprünglich gab es auch im nahegelegenen Aachen Werkstätten zur Verarbeitung von Kupfer und Messing, sogenannte Kupferhöfe. Stolberg punktete jedoch mit günstigen natürlichen Standortfaktoren, wie reichen Galmeivorkommen, Wäldern zur Holz- und Holzkohlegewinnung, dem Wasser des Vichtbachs und Steinkohleabbau im angrenzenden Inderevier.

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Ein wichtiger Faktor für die Umsiedlung war auch die tolerante Haltung des Stolberger Herzogs gegenüber protestantischen Familien. Im Gegensatz zu Aachen wurden sie in Stolberg nicht religiös verfolgt. Bereits 1612 erfolgte die Gründung einer Reformierten Gemeinde in Stolberg.

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Als erstes siedelte die Aachener Familie Schleicher nach Stolberg um und errichtete dort einen Kupferhof - so wurden die frühindustriellen Messing-Produktionsstätten genannt. 1575 siedelte Mathias Peltzer ein weiterer protestantischer Kupfermeister um. Zur Blütezeit der Stolberger Messingindustrie im 17. u. 18. Jahrhundert waren in Stolberg etwa 40 Kupfermeister-Familien tätig.

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Engel auf einem Grabmal der Familie Schleicher

Adresse der Finkenbergkirche und Kupfermeisterfriedhof: Finkenberggasse 11, 52222 Stolberg

Grabmal der Kupfermeisterfamilie Schleicher, Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Grabmal der Kupfermeisterfamilie Schleicher

Stelen, Obelisken und Reliefplatten als Grabmäler zeugen auch heute noch vom Selbstwertgefühl der wohlhabenden Kupfermeister.

Grabmal der Kupfermeisterfamilie Schleicher, Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Grabmal der Kupfermeisterfamilie Schleicher, Detail

Friedhofsmauer des Kupfermeisterfriedhofs von Stolberg

Friedhofsmauer des Kupfermeisterfriedhofs von Stolberg

Stelen, Obelisken und Reliefplatten als Grabmäler zeugen auch heute noch vom Selbstwertgefühl der wohlhabenden Kupfermeister.

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Grabplatte mit dem Wappen der Familie von Asten

Wappen waren früher dem Adel vorbehalten, doch die Kupfermeister brachen mit dieser Tradition und schmückten ihre Grabstätten mit Familienwappen.

Wappen der Kupfermeisterfamilie Lynen, Kupfermeisterfriedhof

Wappen der Kupfermeisterfamilie Lynen, Kupfermeisterfriedhof

Mehr über die Familienwappen der Stolberger Kupfermeister auf www.stolberg-abc.de

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Grabstein mit dem Wappen der Kupfermeister Prym und einem Stundenglas

Auf den Grabmälern sind auch Vergänglichkeitssymbole, wie Schädel, Knochen und Stundengläser (heute eher als Sanduhr bekannt) zu sehen. Kreuze dagegen sind auf dem Friedhof der Kupfermeister selten.

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Obelisk mit Schädel als Symbol der Vergänglichkeit

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Grabmal auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Links ist das Wappen der Kupfermeisterfamilie Momma zu sehen, rechts das der Familie Schleicher.

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Auf dem Kupfermeisterfriedhof von Stolberg

Das Material aus dem die Grabplatten des Friedhofs errichtet wurden, ist lokaler Aachener Blaustein, vermutlich aus dem ehemaligen Steinbruch Rotsch, der an der heutigen Aachener Str. / Ecke von Werner Str. lag.

Grabplatte in der Finkenbergkirche, Stolberg (Rhld)

Grabplatte in der Finkenbergkirche, Stolberg (Rhld)

Viele Grabplatten auf dem Friedhof sind stark verwittert und die Inschriften nur noch schwer erkennbar. Fünf Grabplatten wurden zu ihrem Schutz in das Innere der Finkenbergkirche gebracht.

Das linke Wappen ist der Kupfermeisterfamilie Peltzer zuzuordnen, das rechte der Familie Prym.

Finkenbergkirche von der Burg Stolberg aus gesehen

Finkenbergkirche, von der Burg Stolberg aus gesehen

1517 errichteten errichtete die Reformierte Gemeinde auf dem Finkenberg im Stolberger Stadtteil Oberstolberg eine Holzkirche. Nachdem sich viele reformierte Kupfermeister in Stolberg niedergelassen hatten, wurde die Finkenbergkirche schrittweise erweitert und 1725 durch einen massiven Steinbau ersetzt. Direkt bei der Kirche liegt der historische Kupfermeisterfriedhof.

Mehr über die Kupfermeister auf Wikipedia